Everesting – ein neuer Trend?
Was ist everesting? Everesting ist eine Herausforderung besonders für Läufer und Radfahrer. Ziel ist es, die Höhenmeter des Mt. Everest (8848 m), an einem frei wählbaren Anstieg zu absolvieren. Der Sportler sucht sich eine Steigung aus und läuft bzw. fährt diese so oft rauf und runter, bis die 8848 Höhenmeter erreicht sind. Klingt verrückt – ist es wohl auch!
Im Internet bzw. in social media hat sich längst weltweit eine Community formiert, die über ihre Abenteuer informiert und sich gegenseitig motiviert. Dabei sind die Beweggründe für diese Herausforderung ganz unterschiedlicher Natur und reichen von wohltätigen Zwecken über Gemeinschaftserlebnisse, Umgang mit Krankheiten oder einfach nur die eigenen Grenzen auszutesten.
Die Faszination dieser Idee ist wie ein Virus. Einmal im Kopf festgesetzt, ist es nicht leicht davon loszukommen. Diese Erfahrung hat auch Florian Döringer (19 Jahre) aus Spiegelau gemacht. Vor ca. einem Jahr wurde er vom Everesting-Virus „infiziert“ und das Hirn fing an zu planen bis aus einem Hirngespinst ein konkreter Plan wurde. Eines war ihm von Anfang an klar: „Ich möchte das Everesting laufen und ich mache das allein – ohne fremde Hilfe!“
Da für einen Ausdauersportler, in Florians Fall Langlauf, die Fitness nicht der limitierende Faktor ist, bestand die Herausforderung in der Wahl einer geeigneten Strecke. Bei der Suche ging es um eine möglichst kurze, dadurch steile Strecke, die mehrfach bewältigt werden kann. Florian entschied sich für den Seegrubenanstieg in der Nordkette Innsbruck, bei dem ca. 1025 Höhenmeter auf einer Distanz von 3,2 km bewältigt werden konnten. Das entspricht einer Steigung von ungefähr 34 %. Um die 8848 m zu schaffen, musste er den Anstieg ca. 8,5 mal rauf und runter rennen bzw. gehen. „Mir war es wichtig, den Berg auch immer wieder allein hinunter zu laufen, andere Everester benutzen für die Downhills den Lift oder lassen sich fahren. Verpflegt habe ich mich selbstständig. Ich hatte einen Trinkrucksack dabei und gegessen habe ich v.a. Bananen und Gummibärchen nach jeder Runde, wenn ich wieder im Tal in Innsbruck an der Hungerburg beim Auto angekommen bin.“ Da Florian nicht genau abschätzen konnte, wie lang er insgesamt brauchen würde, startete er am Abend des Pfingstsonntags ca. um 20 Uhr. „Ich wollte die Nacht und Dunkelheit am Anfang hinter mich bringen, da mir die aufgehende Sonne und der neue Tag Motivation für die schwere Phase ab der Hälfte der Strecke bringen sollte.“ Die ersten vier Auf- und Abstiege waren gut zu machen, für einen Durchgang benötigte er ungefähr 1 Stunde und 20 Minuten. Mit einer Stirnlampe leuchtete er sich den Weg. Beim fünften Durchgang wurden die Beine allmählich schwer, aber der Sonnenaufgang um 5:10 Uhr gab neue Kraft. Florian konnte die Strapazen bis dahin gut wegstecken und genoss den Ausblick auf die erwachende Stadt. Auf- und Abstieg Nummer 7 und 8 waren reine Kopfsache und die letzten 600 Höhenmeter eine Qual. Der Weg war sehr steil und bestand zum Teil aus hohen Stufen, die den Oberschenkeln ordentlich einheizten. Mentale Stärke, Disziplin und Ehrgeiz waren jetzt gefragt, an Aufgeben hat Florian nicht gedacht. Er freute sich über ein paar Freunde, die ihn auf den letzten Metern begleitet und angefeuert haben. Auf everesting.de schreibt die Community: „Don’t stop when you are tired, stop when you are done!” (Höre nicht auf, wenn du müde bist, sondern, wenn du es geschafft hast“). Insgesamt brauchte Florian für 8860 Höhenmeter 13:15 Stunden und lief eine Strecke von 58,60 km – dokumentiert und einsehbar auf Strava (https://www.strava.com/activities/14742370325).
Rückblickend ist Florian stolz, die Herausforderung angenommen und gemeistert zu haben. „Unglaublich, zu was man fähig ist, wenn man daran glaubt!“
